Gestern waren unser Naturklangkinder wieder im Garten. Immer Montags und Mittwochs. Und gestern haben die Kinder mit mir die wohlschmeckenen Knollen vom Knollenziest gegraben und verkostet und wir haben gemeinsam Erde gemischt für Topfpflanzen und viele mehr entdeckt.
Der Renner waren einfach die kleinen weißen Knollen dieses Urgemüses, oder besser gesagt, einer Zuwanderin aus Japan. Der Knollenziest wird auch Japanische Kartoffel, chinesische Artischocke oder auch Japanknolle genannt. Ich bin seit fast 20 Jahren Fan dieser unbekümmerten Superknolle. Im Heilgarten am Wiesenberg wächst sie Jahrzehnte und ist einfach genial pflegeleicht. Sie wanderte nach dem 2. Weltkrieg zuerst einmal in Frankreich ein, dort gilt sie bis heute als Delikatesse. Bei uns hat sie sich kaum durchgesetzt. Was ich persönlich echt schade finde, da sie einfach vor sich hinwächst und von Oktober bis Dezember geerntet werden kann. Sie schenkt enorm viel Eiweiss und Mineralstoffe und schmeckt leicht wässrig, enthält kaum Fette, dafür viel Stärke und Kinder lieben sie. Frisch aus der Erde schmecken sie am besten. Und das Graben ist so lustig. Wenn das Grün abgestorben ist, aber auch jetzt darf man schon neugierig sein, dann beginnt die Erntezeit. Einfach herrlich. Gedünstet schmecken sie ebenso gut, wie in Salaten oder auch gebraten.
Der wohl beste Punkt überhaupt: Schnecken meiden diese Pflanze.
Die Knollen schmecken leicht, wässrig und knackig frisch. Sie nähren und machen nicht dick!
Der Boden sollte nicht allzu trocken sein, sonst werden die Knollen eher mickrig. Aber ansonsten breiten sie sich rasend aus.
Über den Winter können einige Restknollen in der Erde verbleiben, so beginnen sie im Frühling wieder auszutreiben und verbreiten sich weiter.
Eigentlich ist es ein MUST HAVE im Naturgarten. Dieses Gemüse braucht nicht mal einen grünen Daumen um zu wachsen.
Knollenziest - Dies ist der oberirdische Teil des Knollenziestes. Stachys sieboldii.
Die Zieste sind in der alten Mühle nun im Garten allgegenwärtig.
Am Waldrand wächst wild udn frei der echte Ziest, der Heilziest, Stachys officinalis. In hildegardischer Sprache auch BETONIKAKRAUT genannt. Es wird vor allem bei Alpträumen verwendet. Hierfür wird das getrocknete Kraut in Kissen mit Dinkelspelzen eingenäht.
Heilziest - Stachys officinalis
Weiters findet sich im Gebüsch natürlich der Waldziest - ein ganz besonders eigenartig duftendes Hexenkraut. Dieser Ziest ist vor allem mit seinem Duft ein Erlebnis. Das Grün reicht dermaßen erdig, modrig und interessant und ich vermute mal, dieser Waldziest vertreibt nicht minder ungebetene Gäste, Geister und sonstige Schatten. Früher bekränzten sich junge Mädchen mit Blütenkränzen aus Waldziest. Auch um den Bauch wurden Gürtel aus Waldzeist getragen, um die Mädchen sanft in die ersten Menstruationen einzuführen. Waldziest lindert Mondzeitschmerzen, hilft dem Mädchen zur Frau zu werden und Stachys Sylvatica, nimmt alle Waldelfen und Feen mit herein um das kleine Mädchen auf der Reise zu einer jungen Frau zu begleiten. Auch in Übergangsritualen wird diese Pflanze hierfür verwendet.
Und natürlich darf im Kleeblat der Zieste Nr. 4 nicht fehlen. Der wunderschöne Wollziest mit seinen zauberhaft behaarten Blättern. Silbergrau schmückt er jedes Rosenbeet und noch dazu ist er eine Bienenpflanze. Die Wollbiene liebt nicht nur die Blüte, sie zupft sich auch das Gewöll von den Blättern und kleidet damit ihre Nester aus. Es ist besonders zauberhaft dies zu beobachten. Stachys byzantina ist eine geniale Rosenbegleitstaude und wächst auch gut an mageren und trockenen Standorten.
Alles in allem sollten Zieste wieder vermehrt in unseren Gärten Einzug finden. Sie bieten Nahrung, sorgen für Artenvielfalt und sie sind auch wunderbare Schmuckstauden. Sie vereinen gekonnt die Idee vom englischen Rosengarten mit dem Permakulturgarten. Und das ist mein Ziel. eine Mischung aus Permakultur, zauberhaften Staudengarten, wildem Naturgarten und vielem mehr.
Möge die Vision erblühen und ich Euch nun auf den Ziest gebracht haben.
Zieste können jetzt noch gepflanzt werden. Und dann auch wieder im Frühling.
"Der glückliche Garten"
Einst waren wir alle im glücklichen Garten,
ich weiß nicht mehr, vor welchem Haus,
wo wir die kindlichen Stimme sparten,
für Gras und Amsel, Kamille und Strauß.
Peter Huchel
Zauberhafte Gartengrüße aus Gaias Mühlengarten
Eure Monika
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