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Monika Rosenstatter

Wenn Steine aus aller Welt sich finden

Aus der Mitte wachsen und verbinden. Arme ausstrecken, umarmen, berühren und zusammenführen. Notfalls wieder trennen und neu bauen ... hoffnungsvoll im Jetzt und in die Zukunft schauen. Der Weg in die Mitte, der Weg zurück, das Leben ist ein Stück in vielen Akten. Den Faden gilt es stets zu wissen und zu führen, Vertrauen öffnet Türen.

Gestern war Neumond. Und nach fünf Monaten in den frühen Morgenstunden stand ich vor dem vollendeten Werk. Fünf Monate trug ich fast täglich Steine an diesen Ort in der Mühle. Es war diese Vision die ich schon als Kind hatte... ein Labyrinth. Ich liebe Labyrinthe. Man ist geführt durch den Weg. Hinein in die Mitte. Heraus aus der Mitte. Das Kind in mir liebt solches Tun. Da habe ich also nun monatelang Steine getragen, gesucht, sorgsam einen an den anderen geschlichtet. Wie immer hatte ich keinen Plan, kein Messband, nichts.

Als ich zum ersten Mal diesen Ort hinterm Haus in der Mühle sah, wusste ich, das ist mein Platz, ein Transformationsort, der Platz an dem nun das Labyrinth entstehen soll. Wenn ich Bilder im Kopf habe, brauche ich keine Pläne, dann tu ich einfach. Ich habe die ersten Steine, sie sind vom Ritualplatz auf der Kaiserbuche, in die Mitte gelegt. Die Mitte, die ich einfach für richtig hielt. Ich dachte nicht mal dran, dass es die falsche Mitte sein könnte, weil ja der Platz doch begrenzt ist, obwohl es nun 11 m Durchmesser hat. Ich habe mich von der Mitte nach außen gearbeitet. Stein für Stein.

Der eine aus dem Kargraben, der andere von der Salzach, Steine aus Thailand, Steine aus Island von den Godafoss Falls, Steine von Schottland, Steine aus England, Stonehenge - die von den Grabhügeln, wenn man über die Felder geht, Steine von der Stätte des Hl. Magnus auf den Orkney Inseln und Steine von der Yesnaby Küste auf den Orkneys. Dort wo einst Stephen Hawkins forschte. Irgendwann werde ich wohl im hohen Alter auf den Orkneyinseln stranden - das ist die Vision vom Alter;) Steine aus Andalusien, Steine von Lipari, Vulcano und Stromboli und natürlich vom Vesuv. Steine vom Arlberg, und Steine vom Untersberg, Steine von der Frauenhöhle im Haunsberg und Steine vom See und von hier und hier und dort. Manche Steine brachten mir auch Freundinnen, so der wertvolle Mittelstein aus Adnet. Er ist wie gemacht für die goldene Mitte. Natürlich dürfen Bergkristalle, Amethyste, Rosenquarze und ah ja... ein Elfenstein von der Kalifornischen Küste und ein Stein aus der Wüste Utah.. Steine aus der Oichten nicht fehlen ... diese sind teilweise ganz schwarz... das sieht sehr interessant aus.

Jeder Stein ist etwas besonderes. Er trägt so viel Geschichte in sich. Steine sind die Kinder von Mutter Erde und das Gedächtnis von Mutter Erde. Jede Runde die ich legte im Labyrinth war wieder ein Erlebnis. Und einmal merkte ich, dass ich mich verbaut habe. Aber nur ein klein wenig. Es holte mich gleich zurück und ich konnte den Irrweg ausbessern. Den roten Faden der Ariadne wieder finden. Das Bauen über so viele Monate war wie ein Spiegel zu dem was im Außen passiert. Es ist schwer zu beschreiben. Ich bin ja eine Frau, die alles probieren will, und erleben will um ganz ins Werk einzutauchen. Und um diese Erfahrung bin ich jetzt gewachsen. Mein Vater sagte gestern: "Monika! Das war ja eine ganze Ladung voller Steine!"

Ja, es sind über 1000 Steine aus aller Welt. Und vor allem Steine vom Osten des Haunsbergs und vom Westen des Haunsbergs. Ich wollte Ost und West verbinden. Das war mir seit meiner Kindheit ein Anliegen.


Aus der Mitte wachsen und verbinden. Arme ausstrecken, umarmen, berühren und zusammenführen. Notfalls wieder trennen und neu bauen ... hoffnungsvoll im Jetzt und in die Zukunft schauen. Der Weg in die Mitte, der Weg zurück, das Leben ist ein stück in vielen Akten. Den Faden gilt es stets zu wissen und zu führen, Vertrauen öffnet Türen.

Letztendlich legte sich die letzte Runde des Labyrinths dann wirklich ganz geborgen in den Schoß von Mutter Erde hinein. Der Boden des Labyrinths ist mit einem Teppich aus Efeu überzogen, er war schon gelegt von der Natur. Auf dem weg zum Labyrinth geht man durch ein Tor aus uralten Lebensbäumen (Thujen) viele Meter hoch, durch ein Haseltor, als wäre es gewachsen dafür, und letztendlich durch ein Hollertor. Der Holler legt sich wie ein Bogen über den Eingang zum Labyrinth. Mutter Natur und ich haben zusammengearbeitet, ich habe die Spur aufgenommen, die Zeichen gelesen und dann gebaut. Beim Bauen war ich teilweise wie in einer anderen Welt, habe alles vergessen aus mir und war einfach im Tun.


Zur linken Seite des Labyrinths hat sich eine Mariengrotte erschlossen. Unter einem uralten Konglomeratfelsen, der meterhoch aus der Erde ragt, hat sich eine kleine Tropfsteinhöhle gebildet, und es dürfte mal ein Dachs darin gewohnt haben. Der Vorsprung ist so groß, dass sich nun ein heiliger Ort für Kerzen, eine schwarze Madonna aus Altötting und viele Edelsteine, Wasserbecken und Blüten Platz finden.


Die Zeichen von Mutter Erde zu lesen, war für mich immer das größte Abenteuer. Wenn ich mit Mutter Natur zusammenwirke, dann wachsen Dinge wie von selbst. Langsam und im Vertrauen, dass das Ziel das ist, was es letztendlich braucht um ganz zu werden. Manifestation ist eine Kunst, Dinge aus dem Äther zu holen und sichtbar zu machen. Es braucht halt "Mani" viel Handarbeit;) Anpacken, Tun und Umsetzen.

Tja, meine Muckis sind gewachsen, das muss ich sagen, aber auch meine innere Stärke, es schaffen zu können. Bilder aus dem Kopf umzusetzen. Ein Widderschädel wie er leibt und lebt. Und ich bin dankbar, dass ich seit ich ein Kind bin, Steine gesammelt habe. Sie sind ein großer Anker in diesem Leben. Nicht dass ich eiskalt wäre, auch Steine können sich erwärmen und vor allem erwachen sie zum Leben, wenn man mit ihnen anbandelt und in Verbindung geht.


Möge dieser Ort von vielen Menschen begangen werden und möge er stets in die Mitte führen, Dir Erkenntnisse schenken, oder einfach ein Durchatmen. Jede/r lebt die Welt und Wahrheit die stimmig ist und damit schenkt sich Einklang.


Herzlichst Eure Monika


Und wer des Knäuels zartes Ende hält, // Der schlingt sich wohl durchs Labyrinth der Welt." - Johann Wolfgang von Goethe, Die ersten Erzeugnisse der Stotternheimer Saline / Geognosie



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